Whitepaper für Medienschaffende: Wie Medien im KI-Zeitalter sichtbar bleiben
PRESSEMITTEILUNG vom 14. Mai 2025
Worauf liegt im Zeitalter Künstlicher Intelligenz der Schwerpunkt journalistischer Arbeit? Was bedeutet die rasante Entwicklung für Produktion, Verbreitung und Monetarisierung? Das AI for Media Network des BR und das MEDIA LAB BAYERN legen gemeinsam ein Whitepaper vor, das erste Antworten skizziert.
München, 14. Mai 2025 – Künstliche Intelligenz verändert schon heute die Art, wie journalistische Produkte entwickelt, konsumiert und distribuiert werden: KI erstellt hinsichtlich Inhalt, Stil und Länge maßgeschneiderte Formate, deren Basis hochwertige und verifizierte Contents sind – Medienhäuser greifen auf diese zu und produzieren mithilfe von KI-Anwendungen personalisierte Inhalte für ihr Publikum. Dadurch verändert sich nicht zuletzt auch das Berufsbild von Journalist:innen, die sich künftig vermehrt auf Recherche und Qualitätssicherung konzentrieren werden. Im Rahmen der Fachtagung „AI Mediated Media Environment“ haben sich 60 KI-Expert:innen aus verschiedenen Medienhäusern im Herbst 2024 zu den Herausforderungen ausgetauscht, die angesichts der KI-Transformation auf Medienschaffende zukommen. Die Ergebnisse stellen das AI for Media Network und das Media Lab Bayern in einem Whitepaper vor. Das Ziel: Einschätzungen und Empfehlungen mit der Branche teilen.
Klare Empfehlung: Medien müssen zuhören und in den Dialog gehen
Die Erwartung, die Menschen im 21. Jahrhundert an (Medien-)Marken stellen, ist hoch. Gewöhnt an die Algorithmen von Netflix und Co. gilt: Was nicht catcht, bekommt keine Aufmerksamkeit. Daher müssen sich Medien stärker als bislang bemühen, die Bedürfnisse ihrer Zielgruppe zu verstehen und deren Perspektive, idealerweise personalisiert, in ihre Angebote zu integrieren. KI kann dabei unterstützen – wenn etwa “Nachfragen stellen” als Nutzerbedürfnis identifiziert wird und ein Chatbot diesen Wunsch erfüllen würde.
Denn Medien haben eine riesige Menge verifizierter und vertrauenswürdiger Inhalte. Eine der zentralen Fragen, die es für Medienschaffende zu beantworten gilt, ist, wie das Material in vertrauenswürdigen Content Pools zur Verfügung gestellt und für Sprachmodelle nutzbar gemacht werden kann. Neben zahlreichen technischen Fragen ist darüber hinaus auch zu klären, wie Medienhäuser damit ihre Geschäftsgrundlage wahren und ihre Inhalte monetarisieren können.
KI hat das Potenzial, personalisierte Nachrichtenerlebnisse zu schaffen
Wertvolle Impulse und Empfehlungen liefert das ebenfalls im Whitepaper enthaltene Interview mit dem Innovationsberater David Caswell. Der KI-Experte betont die große Bedeutung, Mediennutzenden genau die Inhalte zu liefern, die sie haben wollen. Zugleich beschreibt er die immense Herausforderung, die die Erfüllung dieser Bedürfnisse an Redaktionen stellt: Informationen müssen für alle Formen der Nutzung zugleich bereitgestellt werden. Damit stellt sich die Frage, wie Journalist:innen dieser Anforderung gerecht werden können. David Caswell: „Meine Vermutung ist, dass Medien unglaublich viel mehr Nachrichten produzieren werden. Statt 200 Geschichten am Tag werden sie 20.000 oder sogar 200.000 Geschichten am Tag produzieren.“ Durch passgenaue Empfehlungen einerseits sowie die konsequente Personalisierung des Nutzungserlebnisses bekomme schließlich jede:r eine maßgeschneiderte Medienerfahrung.
Erfolgsentscheidend: Der Faktor Mensch
Hinter allen KI-Anwendungen stehen echte Menschen: Ihr Wissen und ihre Vorstellungen prägen die Medienerlebnisse der Zukunft und damit die der gesamten Branche. Das Media Lab Bayern teilt in einem Kapitel des Whitepaper fünf KI-Erfahrungen aus seiner Erfahrung aus der Zusammenarbeit mit Startups und Talenten. Sie geben Einblicke in die konkrete Anwendung im Arbeitsumfeld und zeigen auf, dass KI oft komplizierter klingt, als sie ist.
Wie gelingen Datenmanagement und konsequente Nutzerzentrierung? Auch auf diese Fragen bietet das Whitepaper erste Anhaltspunkte. So diskutierten die Teilnehmer der Fachtagung im Herbst etwa die Idee, die Archive der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten in Deutschland, Österreich und der Schweiz in einem gemeinsamen Archiv zu bündeln und damit einen Content Pool von hoher Qualität zu implementieren. Auch wurde die Integration automatisierter Daten aus der Wissenschaft angedacht.
Bernd Oswald, Manager AI for Media Network: „KI bietet für Medien große Chancen, neue Nutzergruppen mit personalisierten Angeboten zu erreichen, Stichwort ,Fluid Content‘. Voraussetzung dafür ist, dass Medien den eigenen Content in Form von Datenbanken aufbereiten. Hier sehe ich den größten Handlungsbedarf für Medienhäuser.“
Annette Kümmel, Geschäftsführerin Medien.Bayern GmbH / Media Lab Bayern: „Wichtig am Einsatz von Künstlicher Intelligenz ist nicht nur das ,ob’, sondern auch das ,wie’ und ,wofür’. Als Innovation-Hub für Vordenker:innen und Vormacher:innen beschäftigen wir uns täglich mit Medien-Zukünften und der Frage, wie diese aussehen werden. KI hat einen signifikanten Einfluss auf die Antwort.“
Das Whitepaper „Wie Medien im KI-Zeitalter sichtbar bleiben und zu einem vertrauenswürdigen KI-Ökosystem beitragen können“ steht ab sofort zum kostenlosen Download bereit, sowohl in einer deutschen als auch in einer englischen Version.
Über Media Lab Bayern
Das Media Lab Bayern ist eine Initiative der Medien.Bayern GmbH, die innovative Projekte in der Medienbranche fördert und unterstützt. Das Media Lab bietet eine Plattform für Gründer:innen, Startups und Medienunternehmen, um neue Technologien und Geschäftsmodelle zu entwickeln.
Über AI for Media Network
Das 2024 vom BR gegründete AI for Media Network widmet sich der Frage „Wie kann KI den Journalismus besser machen?“ Zu diesem Zweck fördert das interdisziplinäre Netzwerk auf eigenen Events den Austausch zwischen KI-Expertinnen, demonstriert redaktionelle KI Use Cases und entwickelt gemeinsam KI-Lösungen für den Journalismus. Ziel ist der Aufbau eines wertebasierten KI-Ökosystems. Dem Netzwerk gehören mittlerweile mehr als 900 Mitglieder aus Deutschland, Österreich und der Schweiz an.
Pressekontakt:
Media Lab Bayern
Kerstin Bauer
kerstin@media-lab.de