Bayerische Medienbranche bei der SXSW: Mittendrin statt nur dabei
Die Koffer sind gepackt, die Sonnenbrillen wieder im Etui, der Platz am Hals, wo der SXSW-Badge baumelte, fühlt sich plötzlich leer an. Die Delegierten aus der bayerischen Medienbranche sind nach fast einer Woche in Austin, Texas, wieder auf dem Heimweg. Im Gepäck: Vielversprechende Kontakte, Inspiration und die Gewissheit, dass sich Bayern auf einem internationalen Playing Field präsentieren und überzeugen kann.
Die South by Southwest ist die führende internationale Digital- und Kreativkonferenz, bei der neben Themen wie Gesellschaft, Kultur und Technologien auch die neuesten Entwicklungen in den Medien diskutiert werden. Ein Bereich, in dem die bayerische Medienbranche als deutscher und europäischer Innovationshub zahlreiche relevante Perspektiven beitragen kann – und deshalb auf der SXSW nicht fehlen darf. Die Standortinitative XPLR: MEDIA in Bavaria hat deshalb erstmals in einer Reihe von Events und Präsenzen Bayerns innovative Medienwelt nach Austin gebracht und gemeinsam mit der Landeshauptstadt München eine große Delegation auf die Reise geschickt.
Reverse Pitch: Perspektiven vom Medienstandort Bayern
Kick-off des bayerischen Auftritts war ein Reverse Region Pitch, bei dem XPLR: MEDIA in Bavaria einem internationalen Publikum aus Startups und Professionals die Vorzüge des Standorts aufzeigte. Neben Bayern präsentierten sich unter anderem die Städte Berlin und Milwaukee, die Rheinland-Pfalz oder Montenegro. Nach dem Pitch war vor dem Netzwerken: Am Veranstaltungsort, dem Innovation Bridge Europe (IBE) House, konnten neben XPLR: MEDIA auch die Delegationen vom MedienNetzwerk Bayern und dem Media Lab Bayern wertvolle Kontakte knüpfen.
Das IBE House im Stadtzentrum von Austin und in unmittelbarer Nähe des Convention Centers war für viele bayerische und internationale Teilnehmer:innen ohnehin der Ausgangspunkt für die Konferenz. Täglich kamen hier verschiedene andere Nationen, darunter Finnland, Schweden, Belgien, Österreich und natürlich die USA zusammen und boten neue Anschlusspunkte und Perspektiven.
Web3: Ein zentrales Thema bei der SXSW
Die Anknüpfung ans SXSW-Programm gelang der bayerischen Medien-Delegation auch thematisch. Schon früh in der Konferenz zeichnete sich mit dem Auftritt von Futuristin Amy Webb ab, dass neben KI auch das Web3 in den Medien weiterhin zu den großen Themen der Branche gehört. Webb sagte in ihrem Auftritt, „es ist das Ende des Internets, wie ihr es kennt”, später sprachen außerdem Instagram-Gründer Kevin Systrix, Journalistin Kara Swisher und Krypto-Kritikerin Molly White.
Einen Beitrag zur Diskussion leistete XPLR: MEDIA mit seiner Studie „Web3 – Was kommt auf die Medienbranche zu?”. Die Studie wurde beim gemeinsamen „Immersive Media Breakfast” mit der Landeshauptstadt München im Rahmen eines Fireside Chats diskutiert. Moderator Wolfgang Kerler von der Zukunftsplattform 1E9 sprach mit Stefan Sutor, Geschäftsführer der Medien.Bayern GmbH, vor den internationalen Gästen über die Chancen und Risiken von Web3 für die Medienbranche und den Stand der Entwicklungen in der bayerischen Medienlandschaft.
Und traf damit genau ins Schwarze: „Die Web3-Studie hat bei der SXSW den Nerv getroffen. Der große, manchmal auch etwas unreflektierte Hype ist vorbei. Jetzt ging es auch in Austin vor allem darum, wie das Potenzial der Web3-Technologien in der Praxis genutzt werden kann”, sagt Wolfgang Kerler. Im Anschluss an seine Diskussion mit Stefan Sutor gab die Gründerin Theda Ockenga vom Münchner Start-up StellDirVor ihre VR-Anwendung für das Gesundheitswesen vor.
Auch im Bereich XR und Metaverse konnten die Vertreter:innen des Medienstandorts punkten: Der XR HUB Bavaria war in das Programm der Future Media Hubs zum Thema „Entering the Metaverse Safely – a talk on Metaliteracy and Responsibility for Media Companies“ eingebunden – und stellte seine XR Spaces als Beitrag zur Schaffung von Metaliteracy vor. Die pandemiebedingte Entwicklung neuer Produkte im Bereich der Social VR-Plattformen war laut Silke Schmidt, Leiterin des XR HUBs, ein weiteres großes XR-Thema der Konferenz: „Mich haben besonders Forschungen im Bereich Embodiment und Inklusion fasziniert und die Erweiterung von Büchern mit AR begeistert.“
Wertvolle Kontakte vor allem für Start-ups
Direkt im Anschluss fand im IBE House ein Start-up-Event der Future Media Hubs, der Innovationsabteilung des VRT (belgischer öffentlich-rechtlicher Rundfunk), statt. Die jungen bayerischen Medienunternehmen Lesido, femfeel, moonblock und SUMM, gefördert vom Media Lab Bayern, konnten bei dieser Gelegenheit auf ihrer ersten SXSW-Bühne ihre Konzepte pitchen.
Besonders für Start-ups ist die SXSW eine große Gelegenheit, wichtige Kontakte zu schließen und für ihre Produkte Aufmerksamkeit zu generieren. Die geförderten Start-ups aus dem Media Lab Bayern waren dabei sehr erfolgreich: Die Technologie von SUMM beispielsweise, die Webseiten in Leichte Sprache übersetzt, könnte schon bald auch bei texanischen Onlineauftritten zum Einsatz kommen.
Nach erfolgreichen fünf Tagen in Texas reiste die Delegation wieder ab, bevor die Konferenz in die Film- und Musikpanels überging. „Die Reise zur SXSW war in diesem Jahr besonders davon geprägt, dass wir uns wieder mit Medienschaffenden aus den verschiedensten Ländern austauschen konnten. Es hat sich gezeigt, dass die Strukturen des bayerischen Ökosystems mit ihren Ansätzen von der Startup- über die Medieninnovations- bis hin zur XR Förderung weltweit führend sind“, betont Stefan Sutor, Geschäftsführer der Medien.Bayern GmbH. Die neuen Kontakte, das Wissen aus Expert:innentalks und die Eindrücke davon, was die Branche international umtreibt, werden aber noch über Wochen und Monate nachklingen und neue Projekte und Themen in Bayern anstoßen. Und dann heißt es spätestens in einem Jahr erneut: „Howdy, Austin!”